Die Türkei startete in der Nacht zum 24. April eine großangelegte Militäroperation auf die befreiten Gebiete Südkurdistans. Betroffen sind davon die Medya-Verteidigungsgebiete, was die Regionen Zap, Avaşîn und Metîna umfasst. Gegen die Offensive leisten die Volksverteidigungskräfte (HPG), die Frauenguerilla YJA-Star und die HBDH (Zusammenschluss einiger türkischer revolutionärer Gruppen mit der PKK) heftigen Widerstand.
Schon im Februar griff die türkische Armee die südkurdische Region Garê an und zog nach einigen Tagen wieder ab. Trotz militärischer Niederlage wurde der Angriff von der Türkei propagandistisch genutzt. Der jetzige Angriffskrieg auf die südkurdischen Gebiete ist der umfangreichste Angriff auf die befreiten Gebiete. Die Türkei versucht Guerillataktiken anzuwenden. Die Guerilla wiederum passt ihre Militärtaktik an diesen Krieg an und fordert die hochgerüstete türkische Armee heraus. Der Krieg wird unter ungleichen Bedingungen geführt: Die türkische Armee versucht Truppen auf den Bergen abzusetzen, Tunnelsysteme der Guerilla ausfindig zu machen und greift mit eigenem Paramilitär (sog. Dorfschützer), Söldnern der islamistischen Miliz „Syrische Nationalarmee“ (SNA) und den Peshmerga der südkurdischen PDK vom Boden und von der Luft aus an. Auch chemische Waffen kamen schon zum Einsatz.
Dabei zielt sie auf vermutete Guerillastützpunkte und auf die Bevölkerung in den umliegenden Ortschaften. Auch die Kampfbedingungen sollen erschwert werden, indem Wälder in Brand gesetzt werden. Die türkische Armee hat in den letzten fünf Jahren angefangen Gebiete wie Dêrsim und Amed (tr:Diyarbakır) zu besetzen. Ähnlich wie in Nordkurdistan, hat auch die Bevölkerung in Südkurdistan einen hohen Grad an Organisierung und ein solidarisches Verhältnis zur Guerilla. Ein Ziel des Angriffskrieges ist, die zunehmende Verankerung der PKK in der Bevölkerung zu brechen und sie zu isolieren. Ein weiteres Ziel ist die südkurdischen Verteidigungsgebiete als strategischen Punkt der Guerilla zu kappen. Die Medya Verteidigungsgebiete sind das ideologische Herz der kurdischen Befreiungsbewegung und ein Knotenpunkt zwischen den Guerillagebieten. Eine Besetzung würde diese Verbindung durchbrechen, einen erneuten Einmarsch in Rojava und Şengal erleichtern und der Guerilla einen großen Schlag versetzen.
Fernab der Öffentlichkeit findet ein zentraler Angriff auf die Guerilla und die Errungenschaften der kurdischen Befreiungsbewegung statt. Erdogan und seine AKP wollen jegliche Alternativen zu ihrem faschistischen System bekämpfen, indem sie alle revolutionären Kräfte und linken, sozialistischen Bewegungen in der Türkei zerschlagen und einen großangelegten Krieg gegen die Guerilla starten. Die tiefgreifende innenpolitische Krise in der Türkei und der Angriffskrieg auf die befreiten Gebiete Kurdistans können nicht losgelöst voneinander, sondern müssen in einem wechselseitigen Verhältnis stehend bewertet werden. Aktuell ist die Guerilla die einzige Kraft, die effektiv gegen die faschistische Türkei vorgeht und ihr etwas entgegensetzen kann. Dieser Angriffskrieg auf die befreiten Gebiete Kurdistans ist ein Krieg der nicht nur die kurdische Befreiungsbewegung und die türkische Linke betrifft. Sie betrifft alle, die sich gegen Unterdrückung, für Frauenbefreiung und Selbstverwaltung einsetzen. Die kurdische Befreiungsbewegung ist ein wichtiger Bezugspunkt und gibt Hoffnung für revolutionären Kräfte auf der ganzen Welt, vor allem im Nahen Osten. Der Sieg in Garê gibt Hoffnung diesen Krieg zu gewinnen. Nichtsdestotrotz leistet die Guerilla einen mühsamen Kampf, der unsere Solidarität erfordert.
Solidarität mit dem Widerstand in den befreiten Gebieten in Kurdistan!
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